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MICHAEL JACKSON: "Lebensgefährliche Cocktails" weitere Details

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    Medikamentenmissbrauch
    Montag, 14. Dezember 2009 | FAZ NET | MJackson.NET |
    By 'Newsman'

    Die Beamten des Los Angeles Police Department trauten ihren Augen nicht. Die Villa von Michael Jackson im noblen Holmby Hills glich bei der polizeilichen Durchsuchung nach dem Drogentod des „King of Pop“ eher einer gutbestückten Apotheke als dem Refugium eines Weltstars. Als der Kriminalbeamte Orlando Martinez und seine Kollegen Ende Juni das Anwesen nördlich des Sunset Boulevards betraten, fanden sie eine große Sammlung von Ampullen und Tablettenröhrchen: Lorazepam, Diazepam, Temazepam, Clonazepam, Trazodon, Tizanidin und andere verschreibungspflichtige Wirkstoffe. Sie sollten dem 50 Jahre alten Pop-Idol über seine Angstzustände und Schlafstörungen hinweghelfen. Jacksons Hausarzt Conrad Murray gab später zu, dass er den sedativen Cocktail in den Wochen vor dem Tod seines Patienten allabendlich noch mit dem Narkotikum Propofol intravenös anreicherte.

    Dass die Medikamente nicht, wie in den Vereinigten Staaten vorgeschrieben, über Etiketten mit dem Namen des Patienten verfügten, muss Detective Martinez irritiert haben. Er schaltete umgehend die nationale Drogenbekämpfungsbehörde DEA („Drug Enforcement Administration“) ein, die in den Tagen nach Michael Jacksons Tod Neuigkeiten zutage förderte, die selbst im skandalerfahrenen Los Angeles für Aufsehen sorgten. Michael Jackson hatte vor seinem plötzlichen Tod die Dienste einer kleinen Armee von Ärzten in Anspruch genommen und sich dabei hinter unzähligen Phantasienamen versteckt. „Jacksons Familie hat angegeben, dass er die Pseudonyme Jack London, Mike Jackson, Mick Jackson, Frank Tyson und Mic Jackson verwendet hat“, heißt es im Polizeiprotokoll. „Sie hat auch erwähnt, dass sich Jackson Rezepte im Namen der Mitglieder seiner Entourage schreiben ließ.“

    Eine „stille Epidemie“

    Die Enthüllungen über den Drogentod von „Jackson“ haben in den Vereinigten Staaten ungeahnte Aufmerksamkeit auf den Missbrauch von rezeptpflichtigen Medikamenten gelenkt. Längst wird diese Variante des Rauschgiftkonsums in Amerika wegen ihrer alarmierenden und gleichzeitig unauffälligen Verbreitung als „stille Epidemie“ bezeichnet. Nach vorsichtigen Schätzungen des „National Institute in Drug Abuse“ (Nida) hat jeder fünfte Amerikaner Schmerzmittel, Tranquilizer oder auch Stimulanzien mit hohem Suchtpotential zu „nichtmedizinischen Zwecken“ für ein schnelles High probiert. Die rasant steigenden Umsätze der Pharmaindustrie zeigen den gefährlichen Trend, selbst bei kleinsten Unpässlichkeiten in den Medizinschrank zu greifen.

    Wie die nationale Drogenbekämpfungsbehörde ermittelt hat, praktizieren Millionen von Amerikanern aller Altersgruppen dabei das „doctor shopping“. Sie lassen sich gleich von mehreren Ärzten Rezepte ausstellen und legen sie bei verschiedenen Apotheken vor, um möglichst große Mengen konsumieren zu können. Auch fast sechs Monate nach Michael Jacksons Tod ist es dem Los Angeles Police Department nicht gelungen nachzuweisen, woher die Medikamente stammen, die zu Jacksons Herzstillstand führten. Selbst die Herkunft des Narkosemittels Propofol, das Murray seinem prominentesten Patienten einige Stunden vor dessen Tod spritzte, bleibt weiter ein Mysterium.

    Medikamente als legale Alternativ zu Marihuana und Kokain

    Die schockierenden Umstände von Jacksons Tod hat der kalifornische Generalbundesanwalt Jerry Brown jetzt zum Anlass genommen, um dem „doctor shopping“ im Golden State einen Riegel vorzuschieben. Durch das „Controlled Substance Utilization Review and Evaluation System“ (Cures), von dem Ärzte, Apotheker und auch Polizei fast alle medizinischen Daten von Patienten abrufen können, soll der gefährliche Missbrauch verhindert werden. Bevor ein kalifornischer Mediziner in Zukunft ein Rezept ausstellt, kann durch eine Anfrage bei der Datenbank online kontrolliert werden, ob der Patient schon andere Ärzte konsultiert hat oder mehr Tabletten schluckt als verschrieben. Wer sich mit allzu vielen Tablettenröhrchen erwischen lässt, muss in Kalifornien mit einigen Jahren Gefängnis rechnen.

    Gerade Jugendliche scheinen jedoch dem Irrglauben zu erliegen, dass rezeptpflichtige Medikamente eine legale Alternative zu Marihuana und Kokain sind. Sie werden ja schließlich von Ärzten verschrieben und nicht an der Straßenecke, sondern in der Apotheke vertrieben. Meist genügt sogar ein Griff in den Medizinschrank der Eltern, um ein schnelles High genießen zu können. Die Schmerzmittel Oxycodon und Vicodin stehen dabei in der Beliebtheitsskala der Jugendlichen ganz oben. Auch Ritalin und Adderall, eigentlich als Mittel gegen Aufmerksamkeitsdefizite gedacht, werden auf Schultoiletten unter Freunden weitergereicht. Als eine Art Kultfilm gilt bei den Schülern heute „Charlie Bartlett“, die Geschichte eines Außenseiters, der durch den Vertrieb der ihm vom Psychiater verschriebenen Mittel zum beliebtesten Jungen der Schule aufsteigt.

    Jacksons Tod war kein tragischer Unfall

    Einen immer leichtfertigeren Umgang mit Medikamenten beobachten Fachleute aber auch bei der Generation der Babyboomer. Für die zwischen 1946 und 1964 Geborenen reicht häufig ein Unfall oder eine Operation, um sich an Tabletten zu gewöhnen. „Ihnen werden Medikamente gegen die Schmerzen verschrieben, und sie nehmen sie einfach länger als nötig“, sagt Nora Volkow, Direktorin des Instituts für Drogenmissbrauch Nida in Bethesda bei Washington. „Schnell kann sich so eine Abhängigkeit einstellen.“ Viele Ärzte seien mitverantwortlich für den Medikamentenmissbrauch. „Sie stellen häufig Rezepte für mehrere Wochen aus, auch wenn dem Patienten nur wenige Tage reichen.“ Zahnärzte gehören zu den verschreibungsfreudigsten Medizinern.

    Da die Fernsehzuschauer täglich mit mehreren hundert Werbespots für Medikamente bombardiert werden, ist inzwischen gesellschaftlich akzeptiert, selbst kleinsten Beschwerden pharmazeutisch abzuhelfen. Dass die Gefahren einer Überdosis wegen der häufig starken Nebenwirkungen von einzelnen Mitteln und ihren oft unkalkulierbaren Synergien dabei eher hoch sind, schreckt die wenigsten ab. Der Markt für verschreibungspflichtige Medikamente ist in den Vereinigten Staaten daher zu einem Geschäft mit enormen Umsätzen avanciert. Allein im Jahr 2006 haben die Amerikaner Medikamente auf Rezept für fast 217 Milliarden Dollar konsumiert. Parallel dazu hat auch der Missbrauch zugenommen. Mehr als 22.000 Amerikaner sind im vergangenen Jahr an den Folgen des ungebremsten Konsums verschreibungspflichtiger Medikamente gestorben. Michael Jackson, der schon Anfang der neunziger Jahre nach einem Unfall während der „Dangerous“-Tour Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Valium und Ativan genommen haben soll, ist nur einer von ihnen. Vor ihm hat schon andere Prominente wie das Model Anna Nicole Smith und den „Joker“-Darsteller Heath Ledger ein wenig glamouröser Medikamententod ereilt.

    Generalbundesanwalt Brown hofft, mit Hilfe des Registriersystems Cures auch unseriösen Medizinern auf die Spur zu kommen. „Die Leute glauben, dass der Drogendealer an der Straßenecke die einzige Gefahr ist“, meint Brown. „Tatsächlich sind es aber die Menschen in den weißen Kitteln und mit Medizinstudium, die eine wachsende Bedrohung darstellen.“ Wie die Gerichtsmedizin des Bezirks Los Angeles inzwischen festgestellt hat, war auch Michael Jacksons Medikamententod kein tragischer Unfall, sondern ein Tötungsdelikt. Die Ermittlungen gegen Jacksons Hausarzt Conrad Murray laufen seit Monaten. Der 56 Jahre alte Kardiologe wird sich wegen Totschlags vor Gericht in Los Angeles verantworten müssen.

    Text: F.A.Z.
    Bildmaterial: REUTERS
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    1. Auszüge aus den Polizeiakten belegen den Medikamentenmissbrauch kurz vor seinem Tod
    2. Michael Jacksons Medikamententod war kein tragischer Unfall, sondern ein Tötungsdelikt
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