Ich habe "Michael Jackson - die wahre Geschichte" auch gesehen und muss sagen, dass es keine neutrale Dokumentation war, sondern dass es nur darum ging, Michael Jackson schlecht zu machen, genauer: ihn als Kinder-Schänder hinzustellen. Der Autor, ein Herr Paretti, hat nicht viel mehr getan, als Feinde Jacksons zu befragen und deren Aussagen ungeprüft als Wahrheit zu verkaufen. Dazu kamen ein paar nichtssagende Bildchen, unterlegt mit Behauptungen, die für Entsetzen sorgen und das Gesagte untermauern sollten - und das war es auch schon.
Es gibt kein Interview mit Michael Jackson selber, kein Interview mit einem aktuellen Mitarbeiter; nicht einmal die jetzigen Nachbarn Michael Jacksons wurden gezeigt, die angeblich Angst um ihre Kinder haben. Und das, obwohl der Autor doch an Michaels Villa vorbeifuhr!
Der angebliche Freund, der sagte, Michael hätte sich als Kind problemlos gegen seinen Vater wehren können, hat in einem Buch später das genaue Gegenteil behauptet. Die Journalistin hat schon ganz andere Gerüchte gegen Michael Jackson verbreitet, ihn aber (nach meinem Wissen) niemals persönlich gesprochen. Und dass der Autor sich mit dem anderen Reporter in einem Auto treffen musste, weil dieser angeblich zu viel Angst vor Jacksons Leuten hatte, wirkte wie aus einem billigen Krimi.
Verglichen mit dieser "Doku" ist die von Bashir direkt seriös.
Bob Jones wurde als "Michael Jackson wohlgesonnen" bezeichnet. Das ist merkwürdig, weil er doch entlassen wurde. Seine Behauptung, er hätte den Titel "King of Pop" erfunden (was wohl suggerieren sollte, dass Michael ihm seine Bekanntheit zu verdanken hatte), ist falsch. Im Prozess von 2005 hat er übrigens behauptet, gesehen zu haben, dass Michael einem Jungen den Kopf abgeschleckt hätte. Das stimmte aber erwiesenermaßen nicht.
Im Interview mit Paretti, vermutlich nach dem Prozess, war Jones vorsichtiger. Er sagte nicht, dass Michael den Jungen missbraucht habe. Vielleicht hatte er Angst vor einer Anzeige. Aber er ließ es die Leute glauben.
Michael soll im Hotel gesagt haben, er und Jordan Chandler hätten Grippe. Jones stellt das als Ausrede hin. Aber es wäre doch denkbar gewesen! Vielleicht sind Michael und Jordan tatsächlich im Hotel geblieben, weil sie krank waren, und Jordans Mutter und Schwester sind allein ausgegangen, um sich nicht anzustecken? Möglich wäre das durchaus (ich glaube es sogar). Aber eine harmlose Erklärung bringt keine Quote.
Jones behauptet außerdem, Jackson hätte sich bei der Preisverleihung Jordan gegenüber ungebührlich benommen. Von dieser Preisverleihung gibt es ein Video auf Youtube, das sich ganz auf Michael und Jordan konzentriert. Ich weiß nicht mehr, wie es heißt; versuch mal die Stichworte "Preisverleihung", "Monaco" und "1993".
Ich habe mir das Video mehrmals angeschaut. Ich finde, Michael verhält sich dort gegenüber Jordan und dessen kleiner Schwester (die ist nämlich auch dabei, das Mädchen mit der Brille) wie ein Vater mit seinen beiden Kindern. Da ist nichts Unanstößiges, und man sieht auch niemanden tuscheln, sondern beide verfolgen das Geschehen auf der Bühne. Jordan und seine Schwester tauschen manchmal die Plätze, d.h. manchmal sitzt auch die Kleine bei Michael. Man erkennt, dass Jordan Michael (noch) gut leiden kann. Ich glaube nicht, dass ein Kind, dass soeben noch belästigt wurde, einen solchen Eindruck macht.
Ich verstehe, dass du nicht verstehst, dass ich glaube, in diesem Fall meinem Instinkt trauen zu können. Aber ich kann es. Was ich aber nicht verstehe, ist, dass jemand glauben kann, dass Michael Jackson und Jordan Chandler, der im zeitgleichen Video eindeutig ein kleiner Junge ist und kein reifer Teenager, eine Liebesbeziehung gehabt haben könnten!
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